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Allgemeines
Alles, was hier stehen wird, entspringt und entspricht lediglich meinem privaten Lesevergnügen.
Ich bin kein Literaturwissenschaftler oder Kritiker, aber ich liebe diesen Zyklus von Marion
Zimmer Bradley, und das mittlerweile schon seit 15 Jahren. Die Entscheidung, wie und wo
ich anfangen soll, ist mir nicht leicht gefallen. Also dachte ich, einfach geradeaus.
Ich stelle hier mal ein kleines Zitat aus dem ersten Band, "Landung auf Darkover", voran:
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"Irgendwann", sagte er geistesabwesend, "wird jemand diesem Mond - und dieser Welt -
einen Namen geben."
"Irgendwann", sagte Camilla, "aber wir werden es nie erfahren."
Ein Jahrhundert später nannte man den Planeten Darkover. Aber die Erde wusste zweitausend
Jahre lang nichts vom ihm.
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Darkover - so bezeichnet die Autorin ihr fiktives Universum, in dem sie ihre Figuren agieren
lässt. Es ist ein Planet, der lange Zeit keinen Namen hat, über dem eine blutrote Sonne scheint
und der vier Monde besitzt. Marmallor, Idriel, Liriel und Kyrrdis.
Es finden sich die verschiedensten Arten, Marion Zimmer Bradleys Darkover Romane zu ordnen.
Sie nach Erscheinungsdatum zu lesen macht am wenigsten Sinn, da die Bücher nicht in einer
chronologischen Reihenfolge verfasst wurden. Auch beabsichtigte sie "lediglich", den Konflikt
zwischen Terranern und Darkovanern zu schildern und nicht die Zeit vor dem Eintreffen der
Terraner auf Darkover (dem Zeitalter des Chaos). Im Vorwort zu Herrin der Stürme sagt sie
dazu: "Es waren meine Leser, die mich letztendlich dazu überredet haben ..."
(Einen groben Überblick über die Chronologie findet ihr HIER. Sie
orientiert sich am Vorwort von An den Feuern von Hastur.)
Sie selbst war der Meinung, dass der Kern ihrer Romane verlorenginge - nämlich das unausweichliche
Aufeinandertreffen zweier gegensätzlicher Kulturen - wenn sie über eine fremde
Welt geschrieben hätte, deren Bewohner seltsame Kräfte und andere Interessen haben. Dieser
Zyklus hätte sich dann nie und nimmer vom Gros der restlichen Science Fiction und Fantasy
abgehoben.
Glücklicherweise waren wohl sehr viel mehr Leser daran interessiert, mehr über
das Zeitalter des Chaos zu erfahren; jene Zeit, bevor die Comyn das Bündnis ihrer sieben großen
Häuser etabliert hatten, um über die Reiche zu herrschen; und auch die große Zeit der Türme und
der merkwürdigen Technologie, die als "Matrixtechnologie" bekannt ist. Diese Romane und
Kurzgeschichten über diese Zeit als auch die Zeit der Hundert Königreiche sind eine absolute
Bereicherung für diesen Zyklus.
Es ist schon etwas Vorstellungskraft gefordert um nachzuvollziehen, wie mit Gedankenkraft
alles bewältigt wird. Fällt das aber wirklich so schwer? Wenn da jemand ruft: "Captain, über
uns öffnet sich ein Hyperraumsprungtor!" oder "Chevron 7 aktiviert!" oder gar "Bringen Sie
uns auf Warp 7!", dann wissen wir doch sofort, was geschieht. Ungeachtet der Tatsache, dass
niemand weiß, wie schnell Warp 7 ist. Im Grunde genommen kann uns doch egal sein. Hauptsache,
das Ding fliegt.
Genauso verhält es sich mit der Technik, die die Darkovaner inzwischen entwickelt haben. Sie
mussten sich etwas einfallen lassen, um auf diesem unwirtlichen Planeten zu überleben. Sie
entdeckten die Telepathie. Hantieren mit Psi-Kräften dort, wo andere an irgendeiner Armatur
Schalter umlegen.
Allerdings ist nur die herrschende Kaste, die Comyn, mit dieserr Gabe ausgestattet.
Um diese Gabe unter Kontrolle zu bekommen, errichtete man sogenannte Türme, die im weitesten
Sinne durchaus als Schulen bezeichnet werden können. Über die Sternensteine, die die einstmals
gestrandeten Menschen von der eingeborenen Rasse der Chieri erhalten haben und die später als
die Matrix eines jeden ausgebildeten Telepathen fungiert, wird alles auf diesem Planeten gelenkt,
gesteuert, errichtet: das Wetter beeinflusst; Waffen hergestellt, Krieg geführt. Durch diese
Steine wird die Psi-Kraft eines jeden Telepathen fokussiert.
Wie die meisten ihrer Romane stehen auch hier Frauen und ihre Probleme im Vordergrund. Wenn auch
der Rahmen einer feudalen Struktur ein vollkommen anderer ist. Wie
verhält sich eine Frau in einer solchen Gesellschaft? Frauen haben auf Darkover
eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Im Zuge diplomatischer Übereinkünfte innerhalb der Clans
bzw. der Domänen verheiratet zu werden oder dagegen aufzubegehren, einen Eid abzulegen, nie wieder
von einem Mann abhängig zu sein und sich der Schwesternschaft vom Schwert anzuschließen. Aus
dieser Schwesternschaft wurden später die Entsagenden. Ich finde, treffender kann eine Wortwahl
nicht sein.
Das Faszinierendste an diesem Zyklus ist für mich, dass er vollkommen ohne technische Begriffe
auskommt. Sicher, man mag streiten, ob es nun zur Fantasy - in meinen Augen definitiv - oder
zur Science Fiction gehört. Oder ob es ein Mix ist. Sicher ist jedoch, man begegnet weder
kybernetischen Kursberechnungen, Photonentriebwerken oder irgendwelchen unaussprechlichen
extraterrestrischen Wörterbüchern. Man
sitzt einfach da, liest und taucht ein. Möchte am liebsten das nächste Raumschiff besteigen
und mitfliegen. Getrost und mit Vergnügen lässt man sich von dieser Welt gefangen nehmen.
Oder umgedreht? Ich weiß nur eines, einmal infiziert - liest man Darkover, bis man es kennt.
Ich habe nun einiges zusammengestellt, bin noch längst nicht fertig und wünsche inzwischen
trotzdem schon viel Spaß beim Stöbern.
Adelandeyo!
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